Schönschrift…

bild496….juhu, die Schule hat wieder begonnen und der ach so naseweise Filius freut sich wie…na ja, eigentlich gar nicht…kommt die Tür herein und auf die Frage wird der Deutschtest so gelaufen ist wirft er dem Vater eine zusammengeknüllte Papierkugel an den Kopf…schau doch selbst…und krach , Tür zu , er in seinem Zimmer…klar YouTube und Instagram sind irgendwie wichtiger als so ein blöder Test…ich falte den Zettel auseinander und …kann so gut wie nichts entziffern…ist das noch Deutsch oder schon eine altgriechische Keilschrift…die Hieroglyphen des Pharao sind eine Offenbarung dagegen …Buchstaben wahllos gross und klein und alles über das ganze Blatt verteilt…ich gebe auf….als Lehrer hätte ich das alles durchgestrichen und ein grosses rotes F auf die Seite geschrieben…aber wir sind in Hamburg und ich ein alter Schnösel…als ich zur Grundschulzeit zaghaft gegenüber dem Lehrer was von Zeilenhöhe und Schreibschrift erwähnte wurde ich sofort zurückgepfiffen…heute lernt man schreiben wie man spricht und zwar in Druckbuchstaben egal ob klein oder gross…ah ja…das ist also der neuste pädagogische Schrei…und ich zu blöd den Sinn darin zu sehen….In meinem ersten Schuljahr sass ich noch an einer verwitterten Holzbank mit eingelassenem Tintenfässchen und der Kugelschreiber war Teufelswerk…erst übten wir einen Monat die Klein-dann einen Monat die Großschreibung und im dritten Monat dann alles zusammen in einem Heft in dem jede Zeile in 3 Linien unterteilt war…rutschte ein kleiner Buchstabe über die mittlere Linie galt das als Fehler…genauso wie jeder Tintenklecks ….und einmal verschreiben bedeutete die ganze Seite nochmal von vorn anfangen…denn Tintenkiller waren nicht erlaubt und verschreiben nicht geduldet…very old school …und ich habe schön geflucht damals (by the way, der Lehrer verteilte noch leichte Schläge auf den Hinterkopf..zwecks Denkkrafterhöhung…heute hätte er nach einer Stunde die Polizei und den Anwalt an der Backe) …Später wurde dann mit Kugelschreiber geschrieben…aber die Schriftgrösse stimmte auch ohne Hilfslinien….und die Pelikanpatronen wanderten zum alten Geschichtseisen…nicht ganz, denn wenn die Patrone leer war schnitten böse Jungs sie auf, holten die kleine Kugel heraus…einen Strohhalm dazu und hinter dem breiten Rücken des Vordermann wurden quer durch die Klasse wilde Gefechte geführt…ich gehörte natürlich nicht dazu und habe fleissig Latein gelernt :-) ….Nun sieht man sich ja immer zweimal im Leben und neulich gab es dann die Aufgabe einen Flakon irgendwie interessanter zu gestalten…Nach kurzer Überlegung entstaubte die Assistentin das Aquarium aus dem Keller, ich ging Tinte besorgen…was mir erst im vierten Schreibwarenladen gelang…scheint ein Auslaufartikel zu sein…dann wurde das Aquarium geflutet und die Tinte vorsichtig hineingelassen…das wiederholte sich so zehnmal denn nach wenigen Minuten war das Wasser zu blau um weiter fotografieren zu können…Nach gefühlten 4 Badewannenfüllungen war der Raum mittelschwer geflutet, die Tinte aufgebraucht und 800 Bilder fotografiert….jetzt blieben nur noch 3 Tage Photoshop und schon war das kleine Motiv fertig…sag noch einer ich hätte aus der Schule nichts mitgenommen….die Tintenschlachten von damals führe ich heute mit schwerem Equipment nochmal neu und heute bleibe ich der Sieger über die Tinte…Kleks hin oder her…so, und jetzt gehe ich mal rüber und nehme dem Sohn seinen Kugelschreiber weg…2 Tintenpatronen müssen noch aufgebraucht werden :-)

Veröffentlicht von juergen61

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33 Kommentare zu „Schönschrift…

    1. Hallo Rolf,
      da bringst du mich auf eine neue Idee…Vergrösserungsglas und dann richtig zielen und schauen wie das Glas schmilzt…werde berichten ob es klappt und nebenbei auch noch die Bude abgefackelt wurde :-)
      Lieber Gruss, Jürgen

  1. Darf man Dir zum Auftrag gratulieren? Ich bin begeistert!!!! Wenn ich mich mal belohnen muß, dann habe ich mir den Vorgänger gegönnt Un Jardin sur le Nil, das hier habe ich noch nicht erschnuppert, sind ja auch nicht gerae preiswert.
    Apropos Schönschrift: ich kam mit 13 hier im Hessenland in eine Klasse, die von einer Englischlehrerin im Lavabelkleid regiert wurde, da mußte ich 5 Reihen große G schreiben, so verschnörkelt, ich kann es heute noch nicht -:))) Meine Schulschrift war annehmbar heute ist sie unter aller was Moslems nicht essen dürfen…..
    Gruß an den amüsanten Männerhaushalt, Karin

    1. Hallo Karin,
      die sind schon recht teuer….vor allem die Verdienstspanne ist enorm (ca. 75% ,hat der Kunde verraten) , nicht zuletzt deshalb gibt es fast so viele Parfümerien wie Kaffeeketten….
      Ein schönes Wochenende wünsche ich die, mit liebem Gruss aus Hamburg, von Jürgen

  2. Hallo Jürgen,
    ein sehr gelungenes Foto-Shooting. Sehr schönes Foto. Und eine wunderbar erzählte und passende Geschichte dazu. Musste streckenweise laut lachen.
    Leider gehörte ich… wie du wohl auch… zu den Kugelbläsern. Naja, wir hatten damals sonst nüschts. Ich hatte im ersten Jahr noch eine kleine Kreidetafel mit Linien. Später und jetzt gebe ich mal richtig, ordentlich an: Ein Carrera Füller. Jawohl, nix Pelikan. Nö.
    Ich danke dir sehr für die aufkeimenden, schönen Erinnerungen.
    Liebe Grüße, Peter

    1. Hallo Peter,
      schön das dir die Geschichte gefällt….und ich gebe zu das ich es über Pelikan hinaus nie geschafft habe…beruflich musste ich mal Montblanc Füller fotografieren…war aber nichts für mich denn bei den Preisen vergeht einem der Spass damit zu schreiben…das wäre dann was für die Vitrine…
      Lieber Gruss, Jürgen

  3. Tolles Bild, lieber Jürgen. Ich würde die restlichen 799 auch gerne sehen!
    Und Deine Erzählung hat auch bei mir Kindheitserinnerungen ausgelöst, obwohl ich natürlich die Füllerpatronen nie so mißbraucht habe… 😊

    1. Danke Tanja,
      ich fand es lustig das all die alten Geschichten wieder lebendig wurden als ich mit den für das Foto benötigten Tintenpatronen zurück ins Fotostudio lief…
      Lieber Gruss, Jürgen

  4. Die ganze Geschichte, als wir Kinder waren, macht Spaß durch die Unschuld, Dinge in diesem Alter zu betrachten. Deine Geschichte ist sehr lustig und es gibt viele Bilder. Grüße und ein schönes Wochenende.

  5. Eine feine Aufnahme. Mit Farbe im Wasser oder Rauch lassen sich beeindruckende Sachen machen.

    Das war ja noch vor „bist du Beatles oder Stones?“ damals, dieses „hast du Pelikan (Pelikano in meinem Fall) oder Geha (der mit den Griffmulden)?
    „…In meinem ersten Schuljahr sass ich noch an einer verwitterten Holzbank mit eingelassenem Tintenfässchen“ – bei mir warens zwei Jahre und sowohl der Holzsitz als auch die schräge Tischplatte liessen sich anheben. Im ersten Schuljahr schrieben wir noch mit einem Griffel auf die Schiefertafel. Im dritten Schuljahr mussten wir dann Sütterlin lernen (kann ich heute noch lesen). Und auch sonst liest sich da einiges; das könnte ich geschrieben haben . . .

    Durch den schönen Bericht und die ätherisch luftige Fotografie rollen die Erinnerungswellen ans Land . . Ich hör ja schon auf, sonst singt hier noch wer mit dem Udo L. „Das ist lange her und ich seh´ euch an,
    ihr denkt : Seemannsgarn, der Alte spinnt…“

    Schöne Wochenendgrüsse aus dem südlichen Bembelland

    1. Stimmt, der ewige Gegensatz : Pelikan oder Geha ….ich glaube Pelikan hat gewonnen aber eigentlich war es der Kugelschreiber der beiden den Garaus gemacht hat…später dann : Opel oder VW…. und dann später : Frau oder Freundinnen :-) und im Augenblick frage ich mich in Hinblick auf die sehr alten Eltern : Sarg oder Urne…irgendwie scheint es immer diesen Dualismus zu geben….aber angesichts der katastrophalen Schreibschwäche vieler Kinder heute sehe ich die (uns verhassten ) Übungen von damals in etwas anderem Licht …man muss manche Dinge wirklich einmal richtig lernen um dann darauf aufbauen zu können, denn wo kein Untergrund ist kann man bekanntermassen nichts draufbauen…
      Wünsche ein schönes Wochenende , hier aus dem sonnigen Hamburg in den Süden , von Jürgen

      1. Der Dualismus – wir sind „ein Seil, gespannt über einem Abgrund“ (laut Herrn Nietzsche) und versuchen unser Leben lang, diese beiden Enden zusammenzubringen…
        Dort HSV oder St.Pauli hier FSV oder Eintracht… Und immer weiter… Gut, wenn man sich dann ein solides Fundament geschaffen hat, auf dem man bauen kann. Da kann ich nur zu gut beipflichten.
        Nicht minder schöne Grüsse sende ich aus dem magischen Bembelland, Herr Ärmel

        1. HSV oder St.Pauli… das wird nie zusammen zu bringen sein…und die ganze Stadt wartet schon auf das Lokalderby Anfang Oktober…und die danach garantiert stattfindende Strassenparty (incl. autonom vermummter Freizeitkrawallisten…) Ich habe in dem Zeitraum schon mal vorsorglich Urlaub angemeldet und bin dann mal weg :-) Schöne Grüsse zurück ins Bembelland, hier von der Waterkant, von Jürgen

  6. Schreiben nach Gehör ist der letzte Schrei: Pfeif auf die Fehler; Hauptsache diesen kleinen mit lauter „Magst du/Magst du-Entscheidungsfreiheiten“ verwöhnten Bälgern machts Spass. Das ist diese verf***** Pippilangstrumpfisierung der Schule. Später an den weiterführenden Schulen plagen sich dann die Lehrer dort mit 1000undeiner Zusatzmaßnahme, um die Legastelikerzahlen inmitten von Sozialdefizitlern, ADHSlern, Mutisten, „noch nicht so lange hier lebenden Nichtmuttersprachlern“ wenigstens einigermaßen wieder einzufangen.
    Zu uns Ossis kam der ganze Krampf ja erst ab 1990 aber dafür im Schnelldurchlauf. Alles was ihr seit den 70ern so ausprobiert habt, kam hier im 2 Jahres-Takt. Und inzwischen sind wir wieder bei einer „Neulehrersituation“ wie 1945, weil nicht mehr genug Lehramtskandidaten gefunden werden können, da sich die Idiotie herumsprach; bzw. in jeder Familie mittlerweile ein anderes leidvolles Lied zum Thema SchulÄÄÄ gesungen wird.

    1. Ausprobiert haben…ist der richtige Ausdruck, ich musste als Schüler aufgrund des Berufes meines Vaters alle 3 Jahre umziehen und oft das Bundesland wechseln…Hier Mengenlehre, dort Dezimalsystem, hier altsprachlich, dort neusprachlich…mein Zeugnis enthielt alles von 1-6… und heute mit einem Sohn geschlagen stelle ich fest das es die vereinigte Deutsche Republik es immer noch nicht hinbekommt ein einheitliches Schulsystem zu schaffen…und die Behörden jedes Jahr aufs neue überrascht sind wieviele neue Schüler es gibt…und wie wenig Lehrer dazu im Verhältnis…
      LG Jürgen

  7. Komisch, ich bin ja gar nicht so viel älter (*1951), aber bei uns war noch das Schreiben auf der Tafel angesagt, dann mit Bleistift. An Kugelschreiber kann ich mich nicht erinnern. Später, als SEk. II – Lehrer, habe ich übrigens darauf bestanden, dass die Schüler ihre Arbeiten/Klausuren mit Tinte schreiben. Verbessert die Lesbarkeit ….

    1. Schreiben auf der Tafel war mir im ein Graus, die harte Kreide auf der harten Tafel und alles sah so krakelig aus…Bleistift durften wir damals nur fürs Vorschreiben benutzen, danach kam der Füller mit der nicht mehr korrigierbaren Tinte…man sah jeden Fehler aber gewöhnte sich auch rasch an diese zu vermeiden…Dann hielten Taschenrechner und Kugelschreiber Einzug, beides Teufelszeug welches zuerst nur heimlich unter der Bank benutzt wurde…nach der Eingewöhnungszeit (der Lehrer) dann aber hoch offiziell …mein erster Rechner war der Ti 30 von Texas Instruments…wenn ich jetzt so vor meinem Mac Pro mit 64GB ,SSD und 4 Terrabyte Speicher sitze… :-)
      Grüsse von Jürgen

    1. Hallo Ule,
      vielen Dank, ja, manchmal muss es nicht Rotwein oder Schampus sein um den Geist zu beflügeln…da reicht dann Tinte blauschwarz von Pelikan :-)
      Wünsche dir noch einen schönen Sonntag, lieber Gruss, Jürgen

    1. Thank you very much Jane Lurie, its free work for my photobook ..i shot about 600 pictures and than needed 3 days with photoshop….so i hope a lot of advertising jobs will follow :-)
      Best regards, Jürgen

  8. Das Foto ist sehr schön, sehr gelungen – der Lohn der Mühe! Zur Schrift: Zwar habe ich schon mit einem Füller schreiben gelernt, aber auch wir haben noch den Fluss im Schleifen malen gelernt. Meines Erachtens eine nicht unwichtige Fertigkeit, die die Auge-Hand-Koordination ungemein schult (der Lohn der Mühe). Und bis heute habe ich eine schöne Handschrift, wenn ich will ;-).
    LG, Conny

    1. Vielen Dank Conny, tja, einmal gelernt…. hat man eigentlich das ganze Leben was davon, zumal man erst später merkt wie wichtig diese Übungen waren…aber das geht einem ja mit vielen Dingen aus der Schulzeit so :-)
      Lieber Gruss aus der Nachbarschaft von Jürgen

  9. Jot jelungen – wie der Kölner sagt.
    Der Geha-Füller war unbedingt vorzuziehen, denn der hatte, wenn die Patrone leer war, noch einen Reservetank. Sensationell!;-)

    1. Vielen Dank Roswitha,
      war eine Menge Arbeit das so hinzubekommen und ganz zufrieden bin ich immer noch nicht….werde beizeiten mal einen weiteren Versuch starten…erstmal ist jetzt Feuer und Flamme dran….
      Lieber Gruss, Jürgen

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