Mondlandung…

Dorf 2019….feierte diese Woche rundes Jubiläum…schwach kann ich mich noch an die Fernsehbilder erinnern…da wir selbst Keinen besassen fuhr ich mit dem Rad zum örtlichen Quelle Geschäft ..die hatten neben Waschmaschinen,Toastern und Radios auch 4 Fernseher im Schaufenster stehen, einer sogar in Farbe…alle zeigten natürlich Bilder der Mondlandung, allerdings bedingt durch die Schaufensterscheibe ohne Ton..na, ja …als Fotograf weiss ich ja : Ein Bild sagt mehr als tausend Worte…beruflich hingegen brauche ich manchmal mehr als 1000 Worte um eines meiner Bilder dem Kunden schmackhaft zu machen :-) Leider inspizierten die Astronauten nur die Vorderseite des Mondes und fanden natürlich ausser Steinbrocken nichts…dabei gab es hinterm Mond genug zweifelhaftes Leben…meins zum Beispiel…weit ab vom echten Leben auf einem Dorf im Münsterland wo die Kirche noch mitten drin stand und natürlich das höchste Gebäude war..und wer dort Sonntags nicht gesehen wurde galt mindestens als vaterlandsloser Schmierfink oder potentieller Terrorist…Das galt genauso für die wenigen SPIEGEL Leser denn die Wahrheit verkündete die BILD oder eben der Pastor von der Kanzel …im übrigen waren die paar Leser im  ganzen Dorf bekannt denn es gab nur einen Kiosk und was die Post so brachte wusste vor einem schon die ganze Nachbarschaft. Als ich es wagte am Sonntag mal Sportwäsche auf die Leine in unserem Garten zu hängen klingelte 10 Minuten später die Polizei…ich musste dann mit dem Fön in den Keller und dort die Wäsche trocknen….Überhaupt, der Sohn vom Polizeichef fuhr natürlich Mofa und wurde nie kontrolliert…obwohl die Kiste mindestens 50km/h lief…wenn hingegen mein Rücklicht am Fahrrad nicht funktionierte…Die Typen mit Mofa waren eh die ganz coolen…Mofarocker halt…(gibts da nicht noch so einen Übriggebliebenden der gerne Kanzler werden möchte :-) ? Wir armen Fahrradlooser hatten also mit denen nichts zu tun ausser gelegentlicher Schlägereien …die Mädchen kriegten wir sowieso nicht ab und da am Samstag um 22.00 das Jugendzentrum schloss und  das Dorf schlafen ging traten wir paar Outsider die Flucht nach vorn an, quetschten uns in eine Ente und schaukelten 40km in die nächstgrössere Stadt mit Vorortdisco…dort lief dann innerhalb einer Stunde 3 Mal die Langfassung von …Smalltown Boy …von Bronski Beat…wir schüttelten wild unser Haare auf der Tanzfläche und sangen laut mit…ohne den Text überhaupt verstanden zu haben…egal, smalltown boys waren wir auch…nach diesem Höhepunkt der Woche ging es zurück nach Hause um den 42ten von gefühlt 100 Totensonntagen zu überstehen …und die Woche darauf…genau, same procedere as every time…kurz und nicht gut, es war  viel los hinterm Mond….und wenn  es auch die Astronauten nicht geschafft haben…ich war neulich mal wieder da…High Noon in der Mittagszeit…die Rolläden runter und kaum ein Mensch auf der Strasse…muss nochmal bei Einstein nachlesen…Relativitätstheorie…der Absatz das Zeit relativ ist …hinterm Mond zumindestens hinkt sie eindeutig langsamer hinterher :-)

Veröffentlicht von juergen61

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48 Kommentare zu „Mondlandung…

  1. Echt jetz‘? Das mit den Sportklamotten? Kannste ma‘ sehn. Die Schattenseite des goldenen Westens.
    Und dann eure Mofas – so ziemlich das einzige, worum West-Kids im Osten nicht beneidet wurden.
    Unsre Schwalbe wurde nach’90 ja dann ein Renner „drühm“. Kmmmmhhh. Die Stoppelhopse! Die galt hier als uncool, wegen dem Dreckschutz und der zu kurzen Sitzbank. Egal. Aber das Thema, dass so vielen das Provinzleben ihrer Jugend „stank“ – hm – da muss ich mich glaub ich auch mal drüber auslassen. Wäre ein Thema…. ging mir nämlich nie so… musste meine „alte Heimat“ quasi zwangsweise verlassen. Hm. Die einen so, die andern so.
    Schöner Text wieder. Auch das Ding mit dem Smalltown Boy. Muss mal grübeln, was „unser Symbolsong“ war. Das war glaub ich Grauzones Eisbär. Oder Witt’s „Goldener Reiter“, passend zum Studium. Was sie uns da alles einreden wollten! „wirst du noch verrückter gemacht“! War aber auch so ein Lebensgefühl wie Dark side of the moon.

    1. Problem war das ich mit 16 aus einer Mittelstadt mit 79k Einwohnern in ein Dorf mit 5k verfrachtet wurde..Papas Karriere sei Dank aber ich war sch…drauf…war also nicht die echte Heimat ..wurde es dann aber für 12 Jahre doch…und es stimmt schon…sooooo schlimm war es eigentlich doch nicht, vor allem die dann kommende Zeit ab 18 als Schüler in der ehemaligen Mädchenklosterhochschule :-)
      Bronski Beat mag ich heute noch, Jimmys Stimme ist einfach unverwechselbar und diese eine Platte : Age of Consent war für damalige Zeiten erstaunlich offen und auch für einen Musiker mutig…Goldene Reiter kam später, aber eher so nebenbei, Dark side of the moon verschliss ich auf 3 LPs bis ich das Konto plünderte und mir einen der ersten CD Spieler zulegte, mit der Pink Floyd Platte als erste CD für wahnsinnige 40Mark und unglaubliche Klang….

      1. Das schöne am „Goldenen Reiter“ ist, dass der 81 rauskam und ich von der Fahne – und in einem Interview erzählte Witt, dass statt Nervenklinik in der ersten Strophe eigentlich seine Kaserne gemeint war. Volltreffer. Wir waren 3 Armeerückkehrer auf einem Zimmer und dann dieses Interview!

        1. Ok, in deinem Fall also Volltreffer :-) Aber Witt ist auch ein wenig unterschätzt, seine Texte waren durchaus doppelbödig…schade das danach nicht mehr viel kam …

    1. Seit meinem ersten Besuch im Frankfurter Bahnhofsviertel kenne ich neben hinterm Mond auch die dunkle Seite des Modes, egal wie hell vor der Kneipentür die Strassenlaternen leuchten… Lieber Gruss, Jürgen

  2. Sehr schöner Text mit einem gewagtem Rutsch über 20 Jahre von der Mondlandung zu Bronsky Beat. Das schafft nur ein echter Künstler. Was Bludgeon betrifft: Mopedtechnisch hatte ich das schlechteste aus beiden Welten: Eine Simson Spatz aus dem Osten (gab’s bei Neckermann) , aber runtergedimmt auf alberne 40 Km/h :-(

    1. Mein tief empfundenes Beileid. Bei uns gab es mitte der 70er für kurze zeit auch Mofas. Dürre Dinger, dem Westen abgeguckt und sagenhafte 30 km/h schnell. Ein Dödel aus der Parallelklasse hatte so’n Ding und wurde reichlich veräppelt.
      „Strampeln musste! Lass’n Motor aus, der bremst!“

      1. Mit meinem Spatz wurde ich auch nicht ernst genommen. Ein Scheinwerfer, der immer geradeaus leuchtete und eine graugrüne Lackierung wie schon mal gegessen, von der Einzelsitzbank ganz zu schweigen. King war, wer eine Hercules K 80 hatte oder mindestens eine Zündapp. Aber ich half mir mit Farbe und malte es Hippiefarben an. Immerhin ein Achtungserfolg ;-)

        1. Hallo Rolf,
          Ne Hercules K80 war auf dem Dorf der absolute Bringer…war ja schon fast ein Motorrad :-) Wer da draufsass blickte nicht mehr zu den Fahrradfahrern runter und Mofa Fahrer wurden grundsätzlich nicht gegrüsst…aber du hast ja seit deinen Spatzzeiten echt noch zugelegt und gehörst jetzt zu den ganz Coolen !….Lieber Gruss, Jürgen

      2. Klar, war bei uns genauso…vorsicht bergab, dein Motor überholt dich gleich…die wahren Könner schraubten in der Scheune am Krümmer rum und wenn keiner hinsah (ab 17.30 hatte die Polizeistation geschlossen) fuhren sie mit ihren Mofas Rennen…bis zu 70km/h angeblich…

      1. Ich habe eine Klassenfahrt nach Dresden organisiert, um an das kleinere Orignal-Ritzel zu kommen. War ein Schlag ins Wasser. Gab ja nix bei den Brüdern und Schwestern. Aber uns im FDJ-Club unter den Tisch saufen, das konnten sie…

    1. Ja, irgendwie unwirklich, fast wie inszeniert in Hollywood…aber doch echt und das waren noch echte Kerle und wahre Helden…nicht so ein Schreibtischtäter wie ich :-)

  3. Brillant, diese Kurve von Mondlandung über Dark Side hinterm Mond wieder zu Mondlandung – den Text kannst du als Schulbeispiel für Textgestaltung verticken, lieber Jürgen.
    Obwohl er für die Schule viel zu lustig wäre … jedenfalls habe ich ihn sehr genossen, ebenso wie das bestens aufgeräumte, freudlose Dörfchenfoto.
    Mit Mopeds hatte ich es nicht so, aber für die Mondlandung brachte mein damaliger Verehrer extra einen Fernseher mit Zimmerantenne in unseren fernsehlosen Haushalt („nicht bevor die Kinder mit der Schule fertig sind“), um bei der erhofften Schwiegermutter zu punkten. Er konnte aber trotzdem nicht landen (trotz Lloyd, mordsmäßig nach Sprit stinkend), ich war halt nicht der Mond.
    Irre, was dein Text für Erinnerungen geweckt hat!

    1. Hallo Ule,
      vielen Dank für dein Lob, das mein kleiner Text solche Erinnerungen hervorruft freut mich sehr ! Ist alles sehr spontan geschrieben und ausgedacht auf der Autofahrt von jenem Dörfchen im Münsterland durch endlose Staus um das Autobahnkreuz Lotte Richtung Hamburg..soll noch einer sagen so eine Autotour sei zu gar nichts nützlich :-) Und dein Verehrer fuhr Lloyd ? Da hat du eine gute Wahl getroffen und ihn nicht erwählt…galt doch der Spruch : Wer den Tod nicht scheut fährt Lloyd :-) Heutzutage allerdings sind die wenigen überlebenden Lloyds eine wahre Augenweide in der Masse uniformer Blechkisten…Fernseher mit Zimmerantenne..das musste ich meinem Sohn soeben mal erklären…der kann nur die Zeit bis zur W-Lan oder Kabelanschlussbuchse zurückblicken…Wünsche dir ein nicht zu heisses Wochenende, lieber Gruss, Jürgen

  4. Ach, tröste Dich, in einer Doku auf Arte hörte ich doch, dass die Astronauten selber hinterm Mond lebten, sie verschliefen praktisch die sechziger Jahre, und alles was da so war, weil sie nur ihr Projekt im Auge hatten, es war einfach so aufwendig und sie kamen sich so wichtig vor, dass sie nicht einmal Wäsche waschen mussten oder sonst einen trivialen Kram… Frauenrechtlerinnen, die Schwarzen die in den USA auf die Straße gingen, Proteste über was auch immer, alles fand für sie offenbar auf einem anderen Planeten statt. Übrigens wußte meine Mutter auch nichts davon, weil sie soviel gearbeitet hat wie sie sagt, also wurde auch das verschlafen und offenbar nichts im Fernsehen geschaut, oder es ist schon vergessen, wer weiß. Könnte ja auch sein, unsere Familie ist eh nur durch ein Zeitloch gestürzt, oder durch ein Portal in eine Paralellwelt, ich bin mir da nicht so ganz sicher. Manches auf diesem Planeten ist uns allenfalls unbekannt… Es ist halt alles relativ. :-)

  5. Fahrrad? Der Traum war ein VDO-Tacho. Hellblaues Zifferblatt, orange Tachonadel. Als der endlich gebraucht eintrudelte wuchsen die Wünsche in Richtung der designgleichen Uhr. Und als die dann anmontiert war, bot sich einige Wochen später endlich die Chance – ein Mobylette Mofa. Ohne Bremsen dafür mit einer Kordel runter zum Vergaser. Im Tausch gegen einen Label Sampler von Fontana.

    Oh, das könnte der Anfang einer neuen Geschichte sein…

    Und dabei wollte ich mich doch bloss bedanken für den schönen Erinnerungsbericht.

    Herzlicher Mittagsgruss aus dem südlichen Bembelland, Herr Ärmel

    1. Na, auf die Geschichte bin ich schon mal gespannt Herr Ärmel :-) Und so einen Tacho hatte ich auch an meinem Rennrad, neu allerdings und damit war der Ehrgeiz geweckt…ca.andertalb Jahre später fuhr ich dann ganz langsam einen Berg runter, ein Stückchen schob ich um den Moment zu geniessen…der Tacho sprang von 9999km auf 0 zurück..cooles Gefühl…blöd nur das ich nun wieder wie ein Anfänger dastand …mit meinen neuen 7,5 KM auf dem Tacho :-) Wünsche eine nicht zu stressige Woche, mit herzlichem Gruss aus der Hansestadt von Jürgen

    1. Danke Daniel….irgendwie bleibt man wohl für immer der Gegend verbunden in der man gross geworden ist…so eine Art Hassliebe….ob ich mich deshalb auch in Brandenburg und im Oderbruch so wohl fühle ? Alles irgendwie Münsterland :-) Grüsse von Jürgen

        1. :-) Danke, sitze schon schwitzend vor dem Computer…das einzige was mich aufrecht hält ist die Aussicht auf eine Woche Lieblingsinsel im Oktober…

            1. Na, mit nem Fernglas kannst du dann ja zum Leuchtturm überschauen…je nachdem auf welcher Seite ihr dort auf der Insel seid …Wünsche euch schon mal gutes Wetter und viel Erholung !

  6. Lieber Jürgen,
    Auch wenn es während Deiner Kinder- und Jugendzeit vielleicht an externer Stimulation etwas fehlte, hattest Du dafür ein reiches Innenleben, und konntest Deine künstlerische Seite entwickeln, was dazu führte, daß Du jetzt ein millionenschwerer Starfotograf bist. 😊
    Herzliche Grüße,
    Tanja

    1. Liebe Tanja,
      das stimmt natürlich…fast…denn als arme Kirchenmaus muss ich für meine erste Million wohl noch geschätzte 200 Jahre weiterarbeiten :-) Lieber Gruss aus dem nicht mehr ganz so heissen Hamburg von Jürgen

    1. Vielen Dank der Nachfrage !
      Und stimmt, schon lange nichts mehr veröffentlich aber jetzt am Wochenende schreibe ich mal wieder…. Mir ist das digitale Hintergrundrauschen von Insta,Facebook , Blog, Behance und Co. ein wenig zu viel geworden…das eigentliche Leben fand kaum noch statt…also abgemeldet von Facebook und Instagram , mit dem Blog muss ich mal schauen…zumal sich auch beruflich alles verändert. Beste Grüsse, Jürgen

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