
…das sachte Plätschern der Atlantikwellen dringt durch die weit geöffneten Türen des Arbeitszimmers im bretonischen Schlösschen, direkt an der Steilklippe gelegen…erste warme Frühlingsstrahlen kitzeln das Gesichts des Schriftstellers…das Champangerfrühstück hat gemundet, jetzt wird es zur früher Stunde gegen kurz vor 12.00 Zeit sich an die Arbeit zu machen….zwei langbeinige Blondinen als Musen sollen den Autor dabei in jeder Hinsicht behilflich sein…der Verlag scheut keine Kosten…das Buch muss ein Volltreffer werden…noch aber liegen 450 leere weisse Blätter vor dem hoffnungsvollen Schriftsteller…womit wie anfangen ? Klar weiss der Autor immer alles und das auch noch besser als seine Leser…trotzdem bedarf es etwas Mühe sonst könnte ja jeder den Literaturnobelpreis bekommen….ein Mord wäre hilfreich, oder eine Tränen getränkte tragische Liebesgeschichte, am besten zwischen Dienstmädchen (verkappte Prinzessin) und Gutshofbesitzer (getarnter Königssohn)…aber wie bringe ich das in einem Fachbuch über die Kunst der Still Leben Fotografie unter.. ? Ich könnte natürlich meine Verlagslektorin meuchlerisch um die Ecke bringen…aber dann kann ich nicht mehr nach Stockholm zur Preisverleihung …vielleicht können mich meine beiden üppigen Blondinen auf andere Ideen bringen…wo sind die überhaupt…höre ich da etwa Schreie aus der Küche…Puh, ein Ortswechsel muss her, ein schottisches Kastel, vielleicht mal mit schwarzhaarigen Musen und einer wohlgebauten Schlossgespenstin pünktlich um Mitternacht….und viel Whiskey statt langweilig immer denselben Champagner saufen…da muss ich dem Verlag wohl eine etwas höhere Aufwandsentschädigung in Rechnung stellen, aber von Nichts kommt ja bekanntermassen…das Rauschen wird stärker….gleichmässiger prasselt der Hamburger Frühlingsdauerregen gegen die Fenster…missmutig schaut der Autor nach draussen…die erkaltete Kaffeetasse von heute morgen noch immer in der Hand, 450 leere Seiten …von unten ertönte aus der Nachbarmietswohnung Kindergebrüll, nebenan wird mit der Schlagbohrmaschine renoviert…wie soll ich mich da konzentrieren…der kleine Verlagsvorschuss ist längst durch die Stromrechnung verbraucht und das Auto muss noch zum TÜV…und in 2 Wochen wollen sie im Verlag die ersten beiden Kapitel fertig vorliegen haben…Das kommt davon wenn man die eine brotlose Kunst gegen eine andere noch brotlosere austauscht..viel Ehre aber nichts zu beissen…vielleicht hilft ein Spaziergang durch den matschigen Stadtpark…mit Still Leben Fotografie kenne ich mich aus….aber mit morden..? Muss wohl mal anfangen zu üben…Man soll ja nur über das schreiben was man auch kennt :-)