…oder entlang der B96, Teil 2 : Montag morgens 8.30 in einer bekannten Fachhochschule Deutschlands…welcher Volltrottel hat diese Fotos verbrochen schreit der Herr Professor …alle Studenten zucken zusammen und wären am liebsten ganz weit weg…Fische verkaufen…brüllt der Prof. …Fische verkaufen in Dorstfeld….reisst das Foto durch und feuert es dem verdutzen Studenten vor die Füsse…8.45 , die Woche kann beginnen, ich brauche sofort einen Klaren , am besten zwei, auf ex…Fische verkaufen, ok, Fotojournalismus ist wohl doch nicht meine fotografische Stärke…raus hier an die frische Luft, tief durchatmen…draussen stehen schon ca.15 weitere Fischverkäufer…bin also nicht der Einzige, welch ein Trost….und es dürfte mittlerweile wohl mehr Fischverkäufer als Fische geben…in dem kleinen Fischwagen auf dem Markt von Dortmund Dorstfeld :-)
Nun, das ist ein paar Jahre her, den Professor haben sich mittlerweile auch die Fische geholt ( das war sein letzter Wille, die Asche verstreut am Strand einer thailändischen Insel)
Und der Fotograf …übt verbissen weiter…irgendwann wird ihm so ein journalistisches Foto gelingen…muss auch denn so einen alten Fischkopp stellt kein Fischfachgeschäft mehr ein :-)
Nun kann man so ein Thema wie die B96 bestimmt unterschiedlich auffassen , der eine Fotograf sucht das alltäglich Banale und fotografiert es auch so, der Andere sucht das Besondere und setzt es in Szene….das sind zwei unvereinbare Schulen in der Fotografie…die die jeweils andere Richtung für überflüssig und nervig halten…kein Kompromiss möglich. Von den Einen hängen die Bilder im Museum, von den Anderen werden Fotobücher gedruckt.
Ich gehöre offensichtlich zu denen die das Besondere suchen, und so startet die Reise mit der lebensgefährlichen Überquerung der B96 östlich von Berlin…an diesem tollen Kilometerstein in der Mitte der 4spurigen Strasse. Dann der Abstecher ins KZ Sachsenhausen, wieder zurück auf die B96, die Strasse ist voll, die Dörfer leer und nicht wenige nervt der pausenlose LKW Verkehr.
Kurz vor Fürstenberg liegt links die frühere Eingangsmauer zu einer russischen Kaserne, darauf eingraviert der Weg aus den Tiefen Russlands bis Berlin. In der Stille des Waldes frage ich mich ob es einen Soldaten gegeben hat der diese Strecke lebend geschafft hat. Diese Frage nach Leben und Tod stellt sich hinter Fürstenberg nicht, denn jenseits des idyllischen Sees liegt das KZ Ravensbrück…
Mit ziemlich gedrückter Laune geht es weiter, Neustrelitz wartet am Ortseingang mit einem beeindruckenden Monument des Aufbau Ost auf…weiter Richtung Greifswald , die Dörfer werden immer leerer, so wie auch jenes Schaufenster in Jarmen, still und idyllisch fällt das Licht in die seit Jahren leeren Ladenräume…die Jugend zieht lieber in die nächst gelegenen grösseren Städte.Spät Abends komme ich in Greifswald an, in besagtem Hotel christlicher Hoteliers (s. Beitrag :Bifteki) Ziemlich viel Zeug zum Nachdenken….und nicht wirklich in guter Laune, aber das gehört dazu….
Aber es geht weiter, im nächsten Bericht bis Sassnitz und dem ersten Foto in diesem Blog welches nicht von mir stammt….